„Nachhaltiges Backen mit dem Ziel Klimaneutralität in Bäckereien“ bei MÄRKISCHES LANDBROT

Bericht über VDB-Veranstaltung am 21.03.2023

Nachhaltiges Backen mit dem Ziel Klimaneutralität in Bäckereien
Hintergründe und aktuelle Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des Unternehmens MÄRKISCHES LANDBROT in Berlin-Neukölln

Die Veranstaltung wurde durchgeführt von Frau Claudia Tyree-Francis - Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit

Klimaneutralität in Bäckereien, wie kann das bereits aktuell umgesetzt werden? Was soll sich mittelfristig verbessern angesichts der immer deutlicher werdenden Klimafolgensituation. Mit dieser Fragestellung und Aufgabe befasst sich der Betrieb MÄRKISCHES LANDBROT bereits seit vielen Jahren, lange bevor das Thema zu einer aktuellen gesellschaftspolitischen Aufgabe geworden ist.

Als Demeter-Betrieb produziert man hier in Berlin Neukölln mit ca. 60 Mitarbeiter/Innen ca. 33 verschiedene Sorten Brot, 11 Sorten Brötchen, 5 Sorten Kleingebäck (Ciabatta, Baguettes) aus jährlich ca. 1200t Getreide, das in großem Umfang innerhalb des Betriebs auf eigenen Mühlen vermahlen wird. Das Getreide wird regional von Vertragslandwirten bezogen, zu denen ein intensiver Kontakt gepflegt wird.

Seit 2021 ist MÄRKISCHES LANDBROT eine Stiftung mit einem Vetorecht der Belegschaft und fällt so aus dem Rahmen der hierzulande üblichen Produktionsbetriebe.

Nichtsdestotrotz ist es ein auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftsunternehmen und erzielt zurzeit jährlich 9,6Mio.€ Umsatz.

Bei laufender Produktion erklärte uns Frau Tyree-Francis die qualitativ hochwertige Produktherstellung, die grundsätzlich handwerklich strukturiert ist.

Dass die gesamte Produktion konsequent den besonderen ganzheitlichen Bedingungen nach Demeter-Richtlinien folgt, nötigte den Fachbesuchern höchsten Respekt ab.

Bei der anschließenden Verkostung der Produkte wurde deutlich, dass die Produktqualität im Vordergrund steht. Es wurde eifrig diskutiert noch unter dem Eindruck des zuvor Erlebten.

Vor allem Bäckereitechniker Oliver Gallwitz blieb als stellvertretender Produktionsleiter keine Antwort schuldig. Hier zeigte sich erneut, dass technologisches Knowhow von aller höchster Bedeutung ist gerade in einem Bereich, wo eine Verwendung von bäckereiüblichen Hilfsstoffen untersagt ist.

Die Klimaneutralität in energieintensiven Bereichen wie z.B. Bäckereien wird hier zum einen gewährleistet durch größtmögliche Nachhaltigkeit bei der Auswahl von Rohstoffen und Herstellungsverfahren.

Eine besondere Bedeutung kommt der rückhaltlosen Erfassung und Dokumentation  der betrieblichen Strukturen innerhalb der umfänglichen Dokumentation Ökobilanz MÄRKISCHES LANDBROT GmbH von Geschäftsführer Christof. Deinert zu.

Auf 140 Seiten  werden ausführlich alle relevanten Bereiche bilanziert:

  • Anlagegüter (Gebäude Maschinen)
  • Bodenbestandskonto
  • Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe
  • Verpackungen
  • Fertigprodukte
  • Outputkonto
  • Umweltauswirkungen z.B. Verkehr

Um die ermittelte CO2 Bilanz auszugleichen, folgt MÄRKISCHES LANDBROT zurzeit der Empfehlung von PRIMAKLIMA-Ranger von INFAPRO rainforest rehabilitation projekt weltweit e.V. und beteiligt sich an einem Aufforstungsprojekt auf Borneo, dem INFAPRO rainforest rehabilitation project in Sabah.

Das Gebiet gehört zum bedrohten Lebensraum von zehn Primatenarten, darunter dem Orang Utan. Mit dem Projekt werden der lokalen Bevölkerung Arbeitsplätze im Bereich der Aufzucht von Pflänzlingen, der Forstwirtschaft, dem Naturschutz und Ökotourismus sowie der Forschung ermöglicht.

Mit ihrer Beteiligung am Borneo Projekt wird ein Drittel der CO2-Emissionen von MÄRKISCHES LANDBROT ausgeglichen, die restlichen zwei Drittel werden ohne Projektzuordnung durch das allgemeine PRIMAKLIMA-Projektportfolio abgedeckt. (MÄRKISCHES LANDBROT sichert auf 37,6 ha vertraglich zugesichert eine C-Bindung von 10 t CO2/ha und Jahr (11.280 t CO2 gesamt bzw. 376 t CO))

Ob dies am Ende reicht, muss man den politisch verantwortlichen Personen überlassen.

Der Betrieb stellt sich in diesem Sinne seit längerer Zeit und nicht erst seit heute seiner Verantwortung und kann so Vorbild sein für andere Wirtschaftsunternehmen der Branche.

Wir bedanken uns bei der Fa. Märkisches Landbrot für die gewonnen Einblicke in eine klimaneutrale moderne Brotproduktion.

Im Anschluss an die Vortragsveranstaltung fand unsere Mitgliederversammlung mit der Entlastung des alten und Wahl des neuen Landesgruppenvorstandes statt.

 

Franz-Josef Stuhlreyer

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